Mittwoch, 17. Februar 2021

Die Krise mit der Krise

Corona hält uns gerade fest umschlungen. So fest, wie man es eigentlich gar nicht so recht möchte...Seit einigen Monaten sind wir Teil einer internationalen Krise, die so unerwartet auf uns zugekommen ist, wie ein Tsunami. Natürlich waren ähnliche weltweite Szenarien schon einmal so gedacht - der Roman aus dem Jahr 1981 von Autor Dean Koontz scheint ja das Coronavirus schon in seinem Buch „Die Augen der Dunkelheit“ vorausgeahnt zu haben - aber die Wirklichkeit tatsächlich völlig neu zu erleben ist eine ganz andere Sache. 

Mit dem fast zum Dauerzustand mutierten Lockdown und seinen Variationen, dem Gefühl, sich nicht mehr nahe sein zu dürfen und dem Wissen, nicht "aus" zu können, nirgends wirklich hin zu können, um einfach nur zu sein, geraten wir oft innerlich in eine Sackgasse. 

Der innere Widerspruch nur mehr alleine sein zu dürfen, ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man sich mit anderen trifft und gleichzeitig das Gefühl zu haben, dass einem die eigenen 4 Wände die Luft zum Atmen nehmen werden mehr als nur spürbar. Man will sich ja an den Maßnahmen beteiligen und andere vor sich selber schützen, aber zu was für einen Preis?

Panikattacken haben ihren Ursprung in einer überwältigenden Angstreaktion. Die Ausweglosigkeit einer Situation, das Gefühl nirgends hin zu können und die scheinbare Gewissheit, dass dieses Erleben kein Ende nimmt, fördern aktuell den psychischen Ausnahmezustand. Gleichzeitig tritt die Forderung bei sich selbst auf, das irgendwie zu bekämpfen oder wiederloszuwerden. 

Mit Psychotherapie und professioneller Unterstützung können im therapeutischen Setting jene "Zutaten" analysiert werden, die solche Zustande fördern, um Wege zu finden, mit ihnen fertig zu werden. Ressourcenorientierung hin auf persönliche Erfolgsgeschichten im Überwinden schwerer Erlebnisse und Know-How aus der Polyvagaltheorie von Stephen Porges, die auch für die Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen hilfreiche Impulse bringt, führen rasch zu neuen Veränderungen.

Sich den eigenen Sorgen und der Hilflosigkeit in bestimmten Lebensabschnitten bewusst zu werden hilft, die Krise dann als solche anzunehmen. Eine vorübergehende Sache, die zunächst den Blick auf Neues erzwingt, aber zum Schluss neue persönliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten fördert. Widerspruch ist menschlich - sich auf ihn einzulassen, der erste Schritt aus der Krise.

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